Die verschiedenen Ordnungstypen


Die verschiedenen „Ordnungstypen“ in jedem von uns steckt mindestens einer…


Der Gutmütige  –  möchte anderen einen Gefallen tun

Der Gutmütige lagert oft Möbel, gepackte Taschen und Kartons von ANDEREN! „Das sind Sachen von meiner Tochter, die sie bald abholen wollte.“ Wenn du zu diesem Typ gehörst, überwinde dich und rufe alle an, die noch Dinge bei dir abgestellt haben. Viele werden sich entschuldigen und sogar sagen: „Schmeiß das einfach weg, ich hatte es sowieso schon längst vergessen!“


Der Träumer – schwelgt in Erinnerungen

Der Träumer lebt gedanklich in der Vergangenheit und träumt von der Zukunft. Nur im Hier und Jetzt lebt er nicht wirklich. Dieser Zustand wird gerne verdrängt oder kleingeredet. Bei Träumern findet man oft Unmengen von Reiseprospekten, alte Unterlagen oder Bücher aus der guten alten Schul- und Studienzeit. Gerne werden Dinge gehortet, die einmal begeistert haben oder etwas, was für die Zukunft gewünscht ist. Dinge aufzuheben, die irgendwann mal von Nutzen sein können, vielleicht mal wieder passen werden, ist, wie die Vergangenheit zwanghaft mit in die Zukunft retten zu wollen. Aufräumen und Wegschmeißen bedeuten für Träumer Abschied von Träumen, die sich noch erfüllen sollen, auch wenn sie mittlerweile nicht mehr realistisch sind. Träumer sollten sich fragen: Warum halte ich so intensiv an der Vergangenheit fest und halte Zukunftsträume aufrecht, die ich wahrscheinlich doch nicht verwirklichen werde? Sind die Träume zu groß und unerreichbar? Hadere ich mit verpassten Chancen oder fühle ich mich zu Höherem berufen, kann es aber nicht realistisch umsetzen? Wenn du dir diese Fragen ehrlich beantwortet hast, kannst du mit dem Aufräumen beginnen. Denn nun hast du den Kopf   frei und die Chance, einiges fallen zu lassen, dein Leben zu „klären“ und dir neue realistische Ziele zu setzen.


Der Sammler – das könnte irgendwann wertvoll sein

In jedem von uns steckt ein Sammler und manche besitzen wahre Schätze. Aber sobald man etwas hortet, gerät das Sammeln außer Kontrolle. Bist du stolz auf deine Sammlung und zeigst du sie gerne anderen? Hat deine Sammlung einen festen Platz und wird gehegt und gepflegt? Ja? Dann ist alles gut! Nein? Dann solltest du über deine Sammelleidenschaft nachdenken. Beachte: Alles was du besitzt, besitzt irgendwann dich, weil du dich darum kümmern, es pflegen, sortieren und Platz dafür schaffen musst.


Der Künstler – ich brauche kreatives Chaos

Künstlerisch oder schöpferisch Tätige leben häufig in einem unaufgeräumten und unstrukturierten Umfeld. Meist wird das liebevoll als kreatives Chaos beschrieben. Fast alle Künstler können alles und jedes gebrauchen und finden in den unterschiedlichsten Dingen ihre Inspiration. Dazu kommt eine ganz eigene Vorstellung von Ordnung. Eine gute Nachricht: Wenn du zu den Künstlern gehörst, bleibe bitte so wie du bist. Künstler haben die Gabe, uns mit ihren Schöpfungen zu bereichern und zu erfreuen. Sie zeigen uns, dass man dem Leben auch unkonventionell und mit einer gewissen spielerischen Leichtigkeit begegnen kann. Damit Künstlern ihr liebevolles Chaos nicht die Energie und Kreativität raubt, benötigen sie ein einfach zu handhabenes, aber wirkungsvolles Ordnungssystem. Ich empfehle alte, vertrocknete, kaputte, nicht mehr brauchbare, zerknickte, verschmutzte und nicht mehr aktuelle Materialien auszusortieren. Ebenso alles was doppelt und dreifach da ist, denn durch das ewige Suchen kommt   es oft zu Doppelkäufen. Praktisch sind schöne Kisten und Kartons, um darin alles was zusammengehört, aufzubewahren: Farben zu Farben, Werkzeug zu Werkzeug, Hölzer zu Hölzer (Beschriftung nicht vergessen). Das Ziel ist es, alles ordentlich und staubgeschützt unterzubringen und es problemlos wiederzufinden. Manchmal finden sich hier echte in Vergessenheit geratene SCHÄTZE und im neu geschaffenen Raum kann sich die künstlerische Kreativität wieder viel freier entfalten.


Der Unsichere – heute wird viel zu viel weggeworfen

Der Unsichere ist umgeben von Kram und Krempel. Er räumt gerne nach Kategorie „kann weg“, „behalten“ und „vielleicht“ auf. Nur leider bleibt am Ende in der Kategorie „kann weg“ nicht viel übrig, weil sich das meiste unter „behalten“ und „vielleicht“ stapelt. Er fürchtet sich vor dem Trennungsprozess – egal ob materiell oder emotional. Alles ist doch noch gut, kann man vielleicht mal gebrauchen oder hat viel Geld gekostet. Unsichere versinken in ihrer Nostalgie und der Angst, etwas unwiederbringlich verlieren zu können oder kaufen als Entschädigung immer wieder Neues. Oft liegen nagelneue unbenutzte Dinge in den Schränken, in Speisekammern stapeln sich Vorratskäufe, Keller und Dachböden sind voll. Die Psychologie hinter krankhaftem Sammeln und Horten ist oft die Erfahrung eines Mangels nicht nur an Dingen, sondern auch an Liebe, Beachtung, Würdigung, Respekt oder Anerkennung. Meine Empfehlung ist, im ersten Schritt ab jetzt nur noch eine kleine „vielleicht“ Kategorie beim ausräumen. Im zweiten Schritt geht es darum, Schönes und Sinnvolles aus der Verbannung zu holen und es in den Alltag zu integrieren, anstatt in den hintersten Schüben verstauben zu lassen. Im dritten Schritt solltest du dich dazu durchringen Frust-, Vorrats- oder vermeintliche Schnäppchenkäufe zu vermeiden. Du besitzt bereits alles, was du brauchst! Und außerdem ist so gut wie alles heute jederzeit wieder beschaffbar.


Der Geprüfte 

A hält an Sachen von Verstorbenen fest

An Erbstücken hängen Erinnerungen und oft steht Verlustangst im Weg. Bewahre einige Stücke auf, die für dich von großer Bedeutung sind. Sie sollten aber das Volumen eines Umzugskartons nicht überschreiten. Vergiss nicht, dass dein größter Schatz die gemeinsamen Erinnerungen sind, die dir niemand nehmen kann. Frage dich, was der Verstorbene gewollt hätte und wie er mit den restlichen Dingen vorgegangen wäre. Ein guter Gedanke ist immer Hilfsbedürftigen mit gut erhaltener Kleidung oder Hausrat eine Freude zu machen.

B hat Krieg, Armut, Flucht oder Naturkatastrophen erlebt

Menschen, die schon einmal in Ihrem Leben viel verloren haben, gehen mit Dingen anders um, als „Nichttraumatisierte“. Die Generation aus Zeiten in denen man wenig hatte, hebt gern Dinge für später auf oder nutzt Altes statt Neues aus dem Besitz in Benutzung zu nehmen. Häufig findet man in dieser Gruppe Sammlungen von Knöpfen, Stoffresten, Eierkartons oder leeren Verpackungen. Gutes Geschirr und Tischdecken sowie Kleidung für besondere Anlässe werden geschont und selten benutzt. Die Frage, die sich stellt, ist, wie viele besondere Anlässe haben wir denn in Wirklichkeit? Ist es nicht schön, sich täglich an dem guten Geschirr zu erfreuen? Wieso die alten, verwaschenen Handtücher ewig weiternutzen, wenn bereits farblich passende, flauschige gekauft sind und im Schrank parat liegen? Was bringt es, wenn Hinterbliebene gehortete Dinge erben? Vielleicht gefallen diese denen gar nicht? Wir leben nur EINMAL und so, wie wir uns unsere Freunde und Bekannten aussuchen können, haben wir auch die Entscheidung, welche Dinge uns im Leben begleiten und erfreuen. Zu warten, bis etwas alt genug, kaputt ist oder verloren geht, raubt uns Zeit, uns an schönen Dingen zu erfreuen  und gut zu fühlen.


Der Verzweifelte – wird vom Chaos beherrscht

Hier ähnelt zwar einiges dem Messiesyndrom. Jedoch ist der Verzweifelte sich seiner Problematik bewusst und bereit, sich helfen zu lassen, denn er sehnt sich nach einem geordneten und aufgeräumten Leben. Auch Demenz, Depression, Psychosen, Trennung oder Krankheit können zu Verzweiflung und Verlust von Struktur im Wohn- und Lebensbereich führen. Der Verzweifelte hat einen besonders großen Leidensdruck und der Zustand seiner Wohnung oder seines Hauses ist ihm bereits über den Kopf gewachsen und alleine nicht mehr zu bewältigen.   Das Chaos wird oft kleiner oder auch größer gesehen als es eigentlich ist. Manchmal kommen erste körperliche und seelische Symptome hinzu. Auch wenn vielleicht klinisch nichts nachweisbar ist, ist hier nichts eingebildet,   der Körper hat sich lediglich ein Ventil gesucht. Es gibt viele Möglichkeiten und Therapieangebote um zur inneren    und äußeren Balance zurückzufinden. Verzweifelte sollten sich unbedingt professionelle Hilfe, z.B. durch einen Aufräumcoach suchen. Dieser zeigt offen und ehrlich Lösungsansätze auf, denn auch im größten Chaos kann jeder den ersten Schritt tun und Stück für Stück die gesetzten Ziele erreichen.


Der Messie – nah am sozialen Absturz

Beim Messie ist es nahezu unmöglich, auch nur ein einziges Teil aus der Wohnung zu entfernen. Die Betroffenen leiden unter der Trennung und nicht unter der Wohnsituation. Alleine schon das Wegbringen vom Hausmüll kann seelische oder körperliche Reaktionen auslösen! Menschen, die unter Messietum leiden, benötigen erst einmal therapeutische Hilfe, bevor die Familie oder ein Aufräumcoach mit der Arbeit beginnen können. Für Angehörige  von Messies sowie für Messies selbst gibt es bundesweit Anlaufstellen und Beratungsangebote.